Was ist Demenz?

1. Was ist Demenz?

Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einen Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen und die dazu führen, daß alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigen­ständig durchgeführt werden können. Dazu zählen die Hirnorganischen Formen (primäre), wie Alzheimer-Demenz, die Vaskuläre Demenz, Frontotemporale Demenz, Morbus Pick und die Nicht-hirnorganischen Formen (sekundäre).

1.1 Formen der Demenz

Formen der Demenz

Formen der Demenz

 

Primäre Demenzformen

Die primären Formen machen 90 Prozent aller Demenzfälle bei über 65-Jährigen aus. Es liegen neurodegenerative oder vaskuläre Veränderungen vor. Spezialisten unterscheiden, ob die Nervenzellen des Gehirns „degenerieren“, also ohne äußerlich erkennbare Ursache untergehen ( wie bei der Alzheimer-Krankheit), oder ob sie z.B. wegen Durchblutungsstörungen schwere Schäden erlitten haben (vaskulärer Demenztyp). Mit zunehmendem Alter treten häufig Mischformen der vaskulären und neuro­degenerativen Demenzen auf.

Sekundäre Demenzen

Der geistige Verfall ist Folge einer anderen organischen Erkrankung wie einer Hirn­verletzung, einer Hirngeschwulst oder einer Herz-Kreislauf-Krankheit; auch Arznei­stoffe und Gifte wie Alkohol oder andere Drogen können dazu führen. Wenn die Grunderkrankung wirksam behandelt wird, Giftstoffe das Gehirn nicht mehr belasten oder Verletzungen geheilt sind, normalisiert sich meist die geistige Leistungsfähig­keit.

1.1.1 Alzheimer Demenz

Die häufigste Form der Demenzerkrankungen ist die Alzheimer Demenz. Rund 60 % aller Demenzen werden durch eine Alzheimer Demenz hervorgerufen. Bei dieser Krankheit gehen in bestimmten Bereichen des Gehirns durch Störungen des Gleich­gewichts des Botenstoffs Glutamat Nervenzellen zugrunde. Man spricht auch von einer neurodegenerativen Demenz. Bei der Behandlung der Alzheimer Demenz ist es wichtig, die Störungen im Bereich der Botenstoffe durch Gabe von Antidementiva positiv zu beeinflussen.

1.1.2 Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz kann aufgrund von Durchblutungsstörungen entstehen. Hier kann es zu plötzlichen Verschlechterungen der Hirnleistung und zur schlaganfall­artigen Symptomatik kommen.

1.1.3 Frontotemporale Demenz

Bei der frontotemporalen Demenz handelt es sich um eine seltene Form des fort­schreitenden intellektuellen Abbaus. Bei dieser Erkrankung steht nicht wie bei der Alzheimer-Krankheit die Beeinträchtigung von Gedächtnis und Orientierungsfähigkeit im Vordergrund, sondern es kommt bei der frontotemporalen Demenz zu einer fort­schreitende Veränderungen der Persönlichkeit und der sozialen Verhaltensweisen.

1.1.4 Morbus Pick

Bei der Pick-Krankheit (synonym Morbus Pick, früher auch Picksche Krankheit) han­delt es sich um eine meist vor dem 60. Lebensjahr auftretende neurodegenerative Erkrankung im Stirn- bzw. Schläfenlappen des Gehirns. Bei dem Krankheitsbild han­delt es sich um eine Form der frontotemporalen Demenz. Welche Faktoren genau das Auftreten der Krankheit verursachen, ist noch weitgehend unerforscht. Als Aus­löser wird jedoch ein Gendefekt vermutet.

1.1.5 Sekundäre Demenz

Sekundäre Demenzen werden durch nicht-hirnorganische Grunderkrankungen her­vorgerufen. Bei erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankungen können sich die Gedächtnisstörungen zurückbilden. Ursachen für eine sekundäre Demenz können z.B. Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen oder ein Mangel an Vitamin B12, Alkoholismus oder andere chronische Vergiftungen und Infektionskrankheiten wie Hirnhautentzündungen, AIDS oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankeit sein.

1.2 Ursachen

Ursache der Alzheimer-Krankheit ist das Absterben von Gehirnzellen, was z.B. im Computertomogramm als Schrumpfung des Gehirns erkennbar wird. Wie es dazu kommt, ist noch immer nicht vollständig geklärt. Doch man weiß inzwi­schen, dass sich im Krankheitsverlauf immer mehr der bereits von Alois Alzheimer beschriebenen Eiweiß-Spaltprodukte (Amyloide genannt) im Gehirn ablagern. Sie behindern die Reizübertragung zwischen den Nervenzellen, die für Lernprozesse, Orientierung und Gedächtnisleistungen unerlässlich ist. Besser erforscht ist das Zusammenspiel der Nervenzellen (Neuronen), welches bei der Alzheimer-Krankheit gestört ist. Die Kommunikation zwischen Neuronen findet über bestimmte Botenstoffe, sog.
Neurotransmitter, statt.

Botenstoffe als Schlüsselsubstanzen

Botenstoffe als Schlüsselsubstanzen

Botenstoffe als Schlüsselsubstanzen

Diese werden an den Ver­bindungsstellen zweier Nervenzellen (Synapsen) in den dazwischen liegenden Spalt (synaptischer Spalt) abgegeben und binden an be­stimm­te Rezeptoren. Passt der Botenstoff zum Rezeptor wie der Schlüssel in ein Schloss, sendet die Nervenzelle ein Signal aus – die Kommunikation findet statt.

Es gibt viele unterschiedliche Neurotransmitter im Gehirn. Bei der Alzheimer Demenz spielen vor allem Glutamat und Azetylcholin eine Rolle. Bei Alzheimer-Patienten wird im Laufe ihrer Erkrankung immer weniger Azetylcholin produziert. Der zunehmende Botenstoffmangel macht sich durch Lern- und Erinnerungsstörungen bemerkbar.

Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Demenz spielt der Neurotransmitter Glutamat. Er steuert 70% der Nervenzellen. Beim gesunden Menschen sorgt Gluta­mat dafür, dass Lern- und Gedächtnisvorgänge stattfinden können. Bei Patienten mit Demenz ist die Glutamatkonzentration zwischen den Nervenzellen anhaltend erhöht, die Nervenzellen werden quasi dauererregt. Dadurch können (Lern-)Signale nicht mehr richtig erkannt und weitergeleitet werden.

Schließlich kann die Nervenzelle der ständigen Überreizung nicht mehr standhalten, verliert ihre Funktionsfähigkeit und stirbt letztlich ab. Je mehr Nervenzellen auf diese Weise zugrunde gehen, desto ausgeprägter werden die wahrnehmbaren geistigen und alltäglichen Defizite.

1.3 Auswirkungen

Es gibt vier Unterformen der Demenz, wobei jede einem weiteren Rückzug aus der Realität entspricht. Eine Person kann innerhalb von Minuten das „Unterstadium“ wechseln, befindet sich jedoch überwiegend in demselben.

1.3.1 Unterstadium der mangelhaft/unglücklichen Orientierung

Hier sind kognitive Fähigkeiten weitestgehend intakt, die Betroffenen sind sich ihrer gelegentlichen Verwirrung bewusst. Sie leugnen Gefühle und Erinnerungslücken und suchen die Schuld für Verluste bei anderen, dabei projizieren sie Konflikte aus der Vergangenheit auf Personen der Gegenwart. Die Angst vor weiteren Verlusten führt zu Verhaltensweisen wie „Hamstern“ und „Horten“ (z.B. Nahrungsmittel, Zeitungen, Servietten). Demente Menschen in diesem Stadium klammern sich an die Realität und halten an ihren gesellschaftlich vorgeschriebenen Rollen fest. Sie sind verletz­lich, lehnen Berührungen und Blickkontakt ab und zeigen eine angespannte körper­liche Haltung.

1.3.2 Unterstadium der Zeitverwirrtheit

Dieses Stadium ist geprägt durch die Zunahme an körperlichen und sozialen Ver­lusten, die nicht mehr geleugnet werden. Vielmehr versuchen die Betroffenen, sich in die Vergangenheit zurückzuziehen und orientieren sich nicht mehr an der Realität. Auf der Gefühlsebene bedeutet dies eine Rückkehr zu universellen Gefühlen wie Liebe, Hass, Trauer, Angst u.a. und den Versuch, angenehme Emotionen aus der Vergangenheit wachzurufen. Demente Menschen in diesem Stadium drücken ihre Gefühle direkt aus. Sie verlieren die Fähigkeit, ihrer gesellschaftlichen Rolle zu ent­sprechen und die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation ist eingeschränkt. Die Be­troffenen zeigen eine entspannte Körperhaltung und reagieren positiv auf Körper- und Blickkontakt.

1.3.3 Unterstadium der Sich-wiederholenden-Bewegungen

Hier erfolgt ein Rückzug in vorsprachliche Bewegungen und Klänge. Körperteile wer­den zu Symbolen – Bewegungen ersetzen Worte. Die Sprache wird unverständlich und der Gebrauch von „frühen Sprachformen“ und Bewegungen dient als Transport­medium in die Vergangenheit. Gegenstände, Körperteile und Personen gewinnen immer stärkeren Symbolcharakter für Vergangenes.
Die Betroffenen ziehen sich in Isolation und Eigenstimulanz, z.B. in Form von sich wiederholenden Bewegungen oder Klangäußerungen, zurück. Sie sind inkontinent und kommunizieren nur bei Blickkontakt und Körpernähe.

1.3.4 Unterstadium des Vegetierens

In diesem Stadium verschließt sich der Mensch völlig vor der Außenwelt und gibt das Streben, sein Leben zu verarbeiten, auf. Es besteht ein minimaler Eigenantrieb, der gerade zum Überleben ausreicht. Die Betroffenen zeigen kaum Gefühle, kaum wahr­nehmbare Bewegungen und halten die Augen meist geschlossen.

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